Der Zug fuhr jede Stunde ein. Man hörte
ihn schon von Weitem, irgendwann bog er schließlich um die Kurve und
kam unter viel zu viel Lärm zum stehen. Dabei schaukelte er hin und
her als würde er eigentlich lieber zu Hause sein, und nicht auf der
Party zu der er überredet wurde, auf die er nicht gehen wollte weil
er niemanden kennt und noch so viel zu tun hat. Aber nun steht er in
der Ecke und bewegt seine Füße zu der Musik. Musik die er nicht
mag, und auch nur erträgt weil er ein Bier nach dem anderen öffnet.
Die Zugtüren schließen sich, das
langsame Rattern des Zuges wird immer schneller und lauter, und
schließlich ist es vorbei. Der Zug verschwindet, das einzige Zeichen
von Leben, ein schwacher, kaum festzustellender Puls, und das Dorf
versinkt wieder im Tiefschlaf.
Doch etwas war anders. Er. Er ist hier
ausgestiegen.
Er überquert die Straße und geht in
das Café gegenüber. „Raucher willkommen“ heißt es an der Tür.
>Raucher wird gehen< denkt er und stößt die Tür auf. Er geht
zielstrebig in eine Ecke wo er den ganzen Raum überblicken kann und
setzt sich. Er bestellt ein Stück Käsekuchen und eine Apfelschorle.
Während er auf seine Bestellung wartet fischt er sein Smartphone aus
seiner Jackentasche und liest die letzte eMail. >Rauchen kann
tödlich sein. Altenhundem.<
Rauchen kann tödlich sein. Seit Wochen
freute er sich auf den Ausflug. Eine Abwechslung zum Stadtleben würde
ihm guttun, die Sinne schärfen und seine Kräfte erneuern.
Eine ältere Dame erhebt sich und
verlässt das Café. Er bezahlt, wirft etwas Trinkgeld in die Dose
dafür und folgt ihr. Sie hat einen roten Mantel an und muss einen
Gehstock benutzen. Er entschließt sich ihr etwas Vorsprung zu geben
und zündet sich eine Zigarette an. Schlendern fiel ihm schon immer
schwer, aber zum Glück befand er sich in einer Fußgängerzone und
konnte so in den Schaufenstern etwas Zeit schinden. Doch bevor er
über die Zeit nachdenken kann sieht er wie die Dame sich einer Ampel
nähert. Er lässt von dem Laden ab und verkürzt den Abstand. Die
Ampel springt auf Grün um. Weit und Breit ist nichts zu hören. Als
die Dame die Mitte der Straße erreicht hat er sie eingeholt.
>Entschuldigen Sie<. Er redet nicht zu laut, aber erhebt seine
Stimme doch so weit dass er sich sicher ist dass die Dame ihn hört.
Sie macht keine Anstalten sich umzudrehen und will weitergehen.
>Widerspenstige Schlampe< denkt er und tritt ihr den Gehstock
aus der Hand. Noch bevor ihr klar wird dass sie gerade ihre Stütze
verloren hat knickt sie weg und wird vom Straßenboden in Empfang
genommen. Die Überraschung nimmt ihr die Stimme und sie reißt nur
ihre Augen und ihren Mund auf. Er ist ihrer Bewegung gefolgt, kniet
neben ihr und steckt ihr die Zigarette in den Mund. Dabei gibt er ihr
keine Möglichkeit zu schreien klebt ihren Mund mit Klebeband zu. Sie
begreift mittlerweile was gerade geschehen ist, aber sie versteht es
nicht. Sie versucht zu schreien, aber es gelingt ihr nicht. Ihre Nase
saugt panisch nach Luft. Plötzlich bemerkt sie etwas feuchtes in der
Nase. Er tropft ihr Sekundenkleber in beide Löcher und drückt die
Nase zu. Das hatte er ausprobieren wollen seit er es in einem Buch
gelesen hatte. Sie versucht immer wieder ihren Mund zu befreien, doch
er schlägt ihr die Hände weg. Als er es schließlich zulässt ist
sie schon zu schwach und die Bewusstlosigkeit abgedriftet.
Er steht
auf und begibt sich zum Bahnhof. Er zündet sich eine weitere
Zigarette an. Von weitem hört er den Zug. Als er einfährt, nimmt er
einen letzten und wirft die Zigarette weg. Er setzt sich hin und
beantwortet die Email. >Ich genieße das Leben in vollen Zügen<.
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