Sonntag, 27. Juni 2010

Cala Ratjada ganz romantisch Teil 4 / Ende

5. Tag

Das Wetter ist immernoch gut. Heute spielt Deutschland um 13:30 Uhr. Wir gehen mit dem Plan an den Strand ein Tretboot mit Rutsche zu mieten.
WTF!?! Tretboote sind aus... Alle schippern da durch die Bucht, für uns ist keines mehr da. OK, legen wir uns erstmal wieder hin. Und warten. Um 20 nach 11 kommen die ersten Tretboote wieder rein. Ist den meißten von uns aber jetzt irgendwie zu spät, da alle ihre anteiligen 3 Euro für die Stunde Miete auch ausnutzen wollen. Pfennigfuchser...
Liegen wir also weiter dumm am Strand rum. Bis 12:30. Dann gehen Jens und ich schon mal vor um einen Platz irgendwo vor einem der unzähligen Fernseher zu sichern. Die Frauen:"Reicht es, wenn wir um 20 nach 1 da sind?" Ja klar, bis dahin schlagen wir uns mit den anderen 2 Millionen Deutschlandfans um Eure 4 Sitzplätze...

Wir nehmen gleich die erste Sportsbar und bekommen annehmbare Plätze in dritter Reihe vor einem Fernseher. Für einen Platz an der Leinwand hätte man wohl direkt aus dem Bett in diese Sportsbar einkehren müssen. Die Frauen haben uns schon auf dem Weg dorthin abgefangen, so toll war es am Strand wohl doch nicht mehr, als mindestens 3/4 aller dort Liegenden kurz nach uns abgewandert waren. Das erlebt man dort wohl auch eher selten: kurz vor der Hochsaison, strahlender Sonnenschein, 32°, klares, quallenfreies Wasser und kaum ein Mensch am Strand.
Zum Spiel muß ich wohl nicht viel sagen, es endete bekanntlich mit 0:1 für Serbien.
Gespräche danach zwischen zwei Urlaubern:"Kommst Du noch mit zum Strand?" Die sehr schnelle und verärgerte Antwort seines Kumpels:"NEIN!" Da war wohl einer sehr gefrustet.

Wir gehen aber zurück an den Strand. Auch diesmal wird es aus unerfindlichen Gründen nichts mit dem Tretboot. Tanja hat sich auf dem Rückweg zum Strand eine Taucherbrille mit Schnorchel gekauft. Eine Kindertaucherbrille... Jens leiht ihr seine Brille und daraufhin ist Tanja für eine Stunde in der Bucht verschwunden. Sie kommt wieder mit den Worten:"Ich habe einen Tiger gefunden!"
WTF?!?
Sie: "Ja, so einen Playmobiltiger. Hat bestimmt ein Kind verloren."
Ich:"Und wo ist der nun?"
Sie:"Den hole ich morgen hoch, wenn wir mit dem Tretboot da hin fahren."
Jens:"Wie tief liegt der denn?"
Sie:"So 10 Meter!?"
Jens und ich:"Aha..."
Viel Spaß mit dem Druck... Davon abgesehen, dass Tanja eh schlecht schätzen kann und dass das ganze in kristallklarem Wasser eh noch schwieriger wird, könnte es von 2 Meter bis 10 Meter alles gewesen sein.
Tanja hat trotzdem noch viele andere schöne echte Tiere gesehen. Wer es nicht weiß, die Wasserwelt dort steht unter Naturschutz und es gibt, laut Jens, wohl wirklich sehr viel zu sehen.

Jens und Melle müssen los. 18:40 ist Transfer zum Flughafen, vorher wollen sie noch mal duschen und müssen noch auschecken. Wir bleiben noch liegen und ich langweile mich wieder. Mit der Aussicht auf Tretboot mieten habe ich, wie am Morgen auch schon, alles Unnötige im Hotel gelassen. Ich sagte zwar, lesen am Strand ist doof, aber wenn man ein Buch in der Tasche hat und wenigstens weiß, man könnte jetzt lesen, ist es schon etwas anderes. Ich gehe mal am Wasserrand entlang zur mittleren Bierbude. Auch nicht viel interessanter aber das Alster ist köstlich.
Wir brechen auf, verabschieden Melle und Jens, gehen Essen, machen uns fein, spielen 2 Runden BINGO, bei der wir pro Runde einen halben Liter Sangria gewinnen, was uns den Hass einer Abitruppe einbringt.
Lustige Beobachtung dabei am Nachbartisch: Ein Paar in mittleren Jahren. Erste (kostenlose) Runde nichts gewonnen. Er hat ein Bier vor sich, sie nichts. 2. Runde, jetzt kostet ein BINGO-Schein 50 Cent, die beiden kaufen 4 Stück. Nach jeder Zahl, die seine Scheine nicht trifft, schmeißt er seinen Stift auf den Tisch. Als von unserem Tisch dann "Reihe!" für den 2. halben Liter Sangria gerufen wird, rastet er schon fast aus. Sein Bein zittert. Wir spielen eigentlich nur noch um das Paar zu schlagen, den weiteren Liter Sangria hätten wir wohl in den Pool gekippt...Leider wird es nichts mit unserem Sieg und das Paar gewinnt tatsächlich. Was für eine Freude!
Der Mensch ist ein komisches Tier...

Wir gehen nochmal zu DJ Jörg. Die Frau hat heute ein rotes Kleid an, welches man sonst nur auf Opernbällen sieht. Um 0 Uhr erfahren wir auch warum: Tatjana aus Münster hat heute Geburtstag!
Wir überlegen kurz, ob wir hingehen und gratulieren, damit sie uns ein Getränk spendiert, lassen den Plan aber schnell wieder fallen.
Für heute reicht es uns und der Abend ist um halb 1 beendet. Von DJ Jörg brauchen wir kein Taxi...

letzter Tag

Der Plan war eigentlich Morgens an den Strand, Nachmittags nochmal shoppen um letzte Mitbringsel und Zigaretten für die Heimat mitzunehmen. Alles hinfällig, als man aus dem Fenster schaute. Dicke Wolken hängen am Himmel. Also wird kurzfristig umgeplant und es geht erst in die Stadt. Kaum sind wir los, klart es auf und ich schwitze. In der Stadt. Ärgerlich. Ich probiere es nochmal mit einer kleinen Dose San Miguel und zusätzlich einer kleinen Flsche Wasser...
Samstags ist in Cala Ratjada immer Wochenmarkt. Zusätzlich zu Obst und Gemüse gibt es natürlich den ganzen Plunder, den man sonst auch in den normalen Läden bekommt.
Die Frauen suchen wieder nach Taschen, Schuhen, Tüchern und Kleidern, während ein anderer Stand meine Aufmerksamkeit erregte: Dort standen nur Männer in der ersten Reihe und die Frauen standen dahinter und schauten gelangweilt in der Gegen rum. Oha! Soetwas bewirken normalerweise nur Modelleisenbahnen oder eine Carrera-Bahn. Es ist ein Stand mit Knobeleien aus Holz, Metall etc. Hier fand ich die Teile wieder, die in der Edelpizzeria auf den Tischen auslagen. Die Frauen ließen mich dort erstmal stehen und knobeln, so waren alle zufrieden.
Ich hab dann erstmal 2 gekauft. Die Holzschlange muß ein Würfel von 3x3x3 werden und beim anderen muß man die Messingscheibe vom Bolzen runter bekommen.

Wir sind fertig mit shoppen und gehen danach zum Strand. Kaum sind wir dort, kommt hinter dem Pinienwald eine sehr dicke, sehr dunkle Wolke hervor. Es blitzt darin, es donnert leise. Es blitzt erneut, es donnert so als wenn zwei voll beladenen Güterzüge zusammenprallen. Eine Frau schreit:"Wir werden alle sterben!", sie lacht aber dabei. Wir liegen direkt neben dem Bademeister, der auf seinem Hochsitz nicht mal mit der Wimper zuckt. Ich denke mir, wenn der da oben als direkter Blitzableiter so ruhig sitzen bleibt, hat ihn entweder der Blitz gerade schon getroffen oder wir müssen uns keine Sorgen machen. Es riecht nicht verkokelt, also bleiben wir liegen. Um uns herum herrscht aber doch eine gewisse Aufbruchstimmung und so leert sich der Strand etwas.
Nun gibt es ein kleines Naturschauspiel. Die riesige Wolke stoppt ihren nordöstlichen Weg über die Bucht Richtung Menorca und biegt spontan nach Südosten ab. Wir bekommen nicht einen Tropfen Regen ab und es entsteht eine messerscharfe Kante, die mit jeder Sekunde ein paar Zentimeter mehr Sonne über den Strand fallen läßt. Der Strand liegt wieder voll in der Sonne, alle jubeln, weil wir doch überlebt haben.

Der Exodus der Angsthasen hat das ein oder andere Strandgut hinterlassen. So meinte dann ein schlauer Frischabiturient, er könne sich die nun leere Strandliege, die direkt vor mir stand, einheimsen und ein paar Meter weiter zu seiner Abitruppe ziehen, um sich dann darauf legen zu können. Da hat er die Rechnung ohne den Strandliegenmeister gemacht, der flink wie immer gleich zur Stelle war und kassieren will. Der Abiturient verweigert die Bezahlung, der Meister schnappt sich eine Taucherbrille, die nun als Pfand oder als Bezahlung dienen soll, mitsamt der Liege und stiefelt davon.
Da hat er diesmal die Rechnung ohne den diskussionsfreudigen Abiturienten gemacht. Der weigert sich immernoch zu zahlen und legt es wirklich darauf an, die Polizei kommen zu lassen...
Ich äußere schon laut, dass das, falls der Abiturient nicht fließend Spanisch spricht, wohl keine so gute Idee ist.
Ein paar Jungs der Truppe stellen sich neben den Liegenwächter an die Bierbutze und warten. Er sowieso. Nach einer halben Stunde taucht ein Polizeiwagen in der Größe eines VW-Bullis auf, dahinter noch ein Streifenwagen. 2 Polizisten "sichern" den Zugang zum Strand ab, die zwei anderen marschieren zur Bierbude. Nicht ohne vorher noch auf dem Weg sämtliche Verstöße gegen die Strandordnung zu beheben. So müssen viele Leute ihre Glasflaschen sofort in den Müll schmeißen, ein Volleyball wird einkassiert aber ziemlich schnell zurück gegeben und ein Ghettoblaster hängt plötzlich über der Schulter des Polizisten. So schnell kann man sich Freunde machen, wenn die nun wüßten, dass ein Dummkopf nicht die 5 Euro für eine Liege zahlen wollte und die Polizei kommen läßt.

Der besagte kommt nach 2 Minuten wutschnaubend zurück und beantwortet die Frage der restlichen Truppe, was nun geht:"Mit denen kann man gar nicht diskutieren!" Ach... "Entweder ich zahle, oder die nehmen mich mit." Welch Überraschung. Ich vermute mal, die Polizisten, selbst wenn sie in Deutschland ausgebildet worden wären, könnten im Moment nicht ein einziges Wort Deutsch. Der Abifrischling schnappt sich sein Portemonaie und geht zur Bierbude zurück. Ich rufe ihm noch nach:"Wenn die Liegen kostenlos wären, hätte wohl jeder am Strand eine. Nun hast Du mal nicht fürs Abi gelernt, sondern fürs Leben!" Meine Mitreisenden sind kurz entsetzt über meine große Fresse, zwei andere Paare in unserem Alter grinsen mich an. Er hingegen ignoriert mich... Dann kommt er zurück und die anderen meinen:"Wenn Du jetzt bezahlt hast, dann kannst Du Dir ja jetzt die Liege holen."
Er:"Ich habe den Bon weggeworfen." Selfowning deluxe...
Der Kerl, dem der Ghettoblaster gehört, darf aber wirklich mitkommen. Er wird stark umjubelt in Empfang genommen, als er nach mehr als eineinhalb Stunden zurückkehrt.

Wir treten unser letztes Abendessen an. Heute wollen wir auf BINGO verzichten, trinken auf den Zimmerbalkonen die letzten Reste Wodka und Gin aus. Ich habe vorher noch eine Flasche Fanta Lemon gekauft und plötzlich schmeckten die Mischungen. Einmal Fanta pur probiert, dann das andere Lemonzeug. BAH! Der Süßstoff im anderen hat total den Geschmack versaut. Späte Erkenntnis...
Danach kehren wir auf zwei Cuba Libre bei DJ Jörg ein und schauen noch einmal ins Chocolate.
Um kurz vor 1 kommt kurz die Frage auf, ob wir nun bis 4 durchmachen, wenn uns der Transferbus um 4:30 Uhr abholt, oder ob wir nun ins Hotel gehen und noch 2,5 Stunden schlafen. Wir gehen schlafen.
Als der Wecker klingelt, fühle ich mich sowas von schlecht, hätte ich mal lieber durchgemacht...

Der Nachtportier läßt uns am Automaten noch Kaffee ziehen, eine kleine Rettung.
Wir warten vor dem Hotel auf den Bus...

Frühstück bei McDonalds im Flughafen. Keiner hat Bock, großartig Sachen im Duty Free zu kaufen.

Der Flug ist normal, man kann sogar den Piloten verstehen, alle schlafen. Wir landen dank des Wetters ruckelig im kalten Hannover. Brrr.


Der Tiger liegt übrigens immernoch auf dem Meeresgrund, denn es wurde in diesem Urlaub nie ein Tretboot gemietet...

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