Ein Artikel aus dem 2+2 Forum von Pokey:
Wir beginnen mit den drei grundlegenden Werten:
VP$IP, PFR und TA.
Voluntarily Put Money Into The Pot (Freiwilliges Setzen von Geld in den Pott):
Das ist die elementarste Anzeige, wie oft ein Gegner Geld in den Pot gibt, wenn er nicht in den Blinds sitzt. Es ist auch einer der besten Maßstäbe für die Handrange des Gegners.
Beim NL Poker möchte man, dass der VP$IP des Gegners so hoch wie möglich ist. Je höher die Zahl, desto schlechter sein Spiel und umso mehr Geld wirst Du an diesen Leuten verdienen.
PreFlop Raise (Erhöhungen vor dem Flop):
Dies ist der Anteil wie häufig der Gegner seine Hände vor dem Flop erhöht. Diese Zahl zeigt an, wie man sein Spiel vor dem Flop auf den Gegner einstellen muß. Vorweg, wenn die Zahl sehr klein ist, braucht man sich keine Gedanken darüber machen, dass der Gegner mit einer spekulativen Hand erhöht. Wenn alle Spieler links von Dir eine niedrige PFR-Zahl haben, kannst Du mit spekulativen Händen limpen und davon ausgehen, einen günstigen Flop sehen zu können, der dann sehr gute Implied Odds bringt. Nutze diesen Vorteil!
Wenn jedoch ein Gegner mit einem PFR von 2% vor dem Flop erhöht, dann kannst Du den größten Teil Deiner spekulativen Hände getrost wegwerfen.
Noch ein Hinweis: Wenn Du Heads Up gegen einen Full-Stacked-Spieler kommen kannst, der ein PFR von unter 4% hat und auf 4 oder 5 Big Blinds erhöht, kannst Du allein wegen der Implied Odds mit jedem Pocket Pair callen. Wenn Du dann Dein Set triffst, wirst Du regelmäßig den ganzen gegnerischen Stack gewinnen. Die kleine Zahl des PFR sagt Dir viel darüber, was Dein Gegner auf der Hand hat und viele dieser Gegner werden ihren ganzen Stack in den Pott schieben, wenn sie erstmal eine Hand halten, die sie davon überzeugt, schon vor dem Flop zu erhöhen.
Total Aggression (Aggressivität): <- hier versteckt sich ein Link
Die insgesamt beste Anzeige, wie aggressiv ein Spieler ist. Preflop- und Postflopspiel sind zwei verschiedene Sachen. Du solltest nicht erwarten, dass ein Gegner entweder bei beiden passiv oder bei beiden aggressiv handelt. Es gibt sehr aggressive Preflopspieler, die sich postflop in Callingstations verwandeln und es gibt träge Limper, die nach dem Flop total durchdrehen, wenn sie eine Hand getroffen haben.
Wenn Du einen Gegner mit einem unglaublich hohen Aggressionsfaktor siehst, solltest Du mit einer soliden Hand passiv gegen ihn spielen und ihm das Setzen überlassen.
Merke Dir: Spieler mit einem sehr hohen Aggressionsfaktor unterscheiden sich in zwei unterschiedliche Gruppen: Die ultra-weaktighten und die Maniacs.
Ein ultra-weaktighter Spieler hat einen hohen Aggressionsfaktor, weil er jedesmal folded, wenn er nicht die Nuts hat und ein anderer Spieler setzt.
Der Maniac hat einen hohen Aggressionsfaktor, weil er mit viel Müll auf der Hand setzt und erhöht.
Wenn Du zwischen diesen beiden Typen unterscheiden kannst, wirst Du viel mehr Geld gewinnen.
Tipp: Sieh Dir die Art der Hände an, mit denen diese Typen zum Showdown kommen. Wenn jemand selten zum Showdown kommt und dann nur Monsterhände zeigt, dann ist es meistens ein ultra-weaktighter Spieler. Wenn sie den Showdown oft verlieren, sind es hauptsächlich die Maniacs.
Folds to Continuation Bet (das muß man nicht übersetzen):
Das ist wohl mit eine der nützlichsten Anzeigen in meinem HUD und eine, auf die ich sehr genau achte, wenn ich eine Entscheidung treffen muß. Je öfter ein Spieler nach einer Continuation Bet aufgibt, desto wahrscheinlicher (a) erhöhe ich vor dem Flop wenn er mit in der Hand ist und (b) bette in ihn hinein, wenn ich den Flop verfehlt habe.
Ich sehe keinen Grund darin, eine Continuation Bet zu machen, wenn der Gegner laut Statistik nie oder selten darauf aufgibt. Stattdessen warte ich auf eine sehr gute Hand und nagel solche Gegner damit an die Wand.
Andererseits, wenn ein Gegner zu 60% oder mehr auf die C-Bet foldet, dann nutze ich meine Position gnadenlos, erhöhe gegen solche Gegner sehr oft und stehle einen Pott nach dem anderen auf dem Flop, indem ich massiv setze.
Attempted to Steal the Blinds (Die Anzahl der Versuche, die Blinds zu stehlen):
Sehr nützlich um herauszufinden, ob sich ein Gegner seiner Position bewußt ist. Soll heißen, ob er das Positionsspiel beherrscht oder nicht.
Vom Cut Off und vom Button werte ich diese Zahl wie die PFR% und justiere meine Spielweise dementsprechend. Ist also die Prozentzahl der Steals deutlich höher als die PFR-Zahl, vermute ich, dass der Gegner etwas mehr Ahnung vom Spiel hat und dann zolle ich ihm etwas mehr Respekt, wenn er gegen mich antritt. Ich gehe auch davon aus, dass ich gegen solche Gegner mehr Fold Equity habe, weil ein kluger Spieler weniger callt und eher fähig ist, eine gescheite Hand trotzdem zu folden.
Folded Blinds to Steal (Wie stark verteidigt jemand die Blinds):
Ein anderer grundlegender Hinweis auf die Stärke der Hand. Wenn der Spieler bei allen Stealversuchen foldet, dann weiß ich, wenn er dann in den Blinds ein Raise callt, dann hat er auch eine gute Hand. Wenn der Gegner ständig seine Blinds verteidigt, kann ich annehmen, dass er das mit ziemlich vielen Händen macht, sogar wenn er ein beträchtliches Preflopraise callt. Kombiniert mit der Fold to C-Bet Anzeige kann ich erkennen, ob ein Stealversuch gegen diesen Gegner profitabel ist oder nicht.
Went to Showdown Percentage (Wie oft geht ein Spieler bis zum Showdown):
Je größer die Zahl, desto mehr ist der Gegner eine Callingstation. Hier gibt es keine "magische Zahl", die mir sagt, ob ein Gegner profitabel oder unprofitabel zu spielen ist.
Vielmehr sagt mir diese Zahl, wie ich mich auf diesen Gegner einstellen muß. Gegen Spieler mit hohem WTSD% mache ich eher eine Valuebet und bluffe nicht so oft. Gegen Spieler mit sehr niedrigem WTSD% ist es umgekehrt.
Won Money at Showdown (Wie oft gewinnt der Gegner Geld beim Showdown):
Noch eine nützliche Statistik. Dies ist eine grobe Maßeinheit für die Fähigkeiten des Spielers nach dem Flop. Je höher die Zahl ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass dieser Spieler die beste Hand hat, wenn es zum Showdown kommt. Es hilft mir zu entscheiden, wie oft ich gegen einen Gegner valuebetten kann oder ob ich einen Spieler einfach nur runtercallen kann oder soll. Es hilft mir, gute LAGs von schlechten LAGs zu unterscheiden, Nits von TAGs und Maniacs von intelligenten, aber aggressiven Gegnern. Wenn ein gegnerischer W$SD sehr hoch ist, dann halte ich den Gegner für weak tight und bluffe regelmäßig. Ich verkleinere dabei die Größe meiner Bets, weil ich davon ausgehen kann, dass ich nicht viel brauche, um den Gegner zum Folden zu bringen. Wenn ein gegnerischer W$SD extrem niedrig ist, valuebette ich mit allem möglichen Kram, davon ausgehend, dass der Gegner mich runtercallt. Hier erhöhe ich auch die Größe meiner Valuebets, immer in der Erwartung , dass ich bezahlt werde, auch wenn ich hart pushe.
Total Hands (Anzahl der getrackten Hände):
Eine unglaublich wichtige Zahl! Sie sagt Dir, wie sehr Du Dich auf die Werte in Deinem HUD verlassen kannst. Ab 50 Händen werden Zahlen wie VP$IP und PFR aussagekräftig. Bei über 10,000/VP$IP kann man anfangen, sich auf die TA zu verlassen (z.B.) 200 Hände für einen Spieler mit einem VP$IP von 50, aber 500 Hände bei einem Spieler mit einem VP$IP von 20). Der W$SD erschließt sich nicht wirklich aus mehreren tausend Händen, also benutze es mit Vorsicht. Der WTSD wird schneller aussagekräftig.
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Checkmynuts fragte mich in Bezug auf den Artikel nach genaueren Zahlen, die man anwenden, bzw. beachten kann. Einen Moment später gabe er uns beiden aber schon selbst die Antwort, dass soetwas wohl davon abhängt, ob man SH oder FR spielt und auch die Limits werden da eine Rolle spielen. Deshalb werde ich jetzt hier mal keine fixen Zahlen mit reinbringen.
The Escape from Impatience
vor 3 Wochen