Zu aller erst: Ich hasse den heutigen Montag schon jetzt!
Kurz nach sieben heute morgen, ich gerade aus der Dusche raus und angezogen, klingelt es sturm an der Haustür. Ich hin, welcher Penner wagt es mich um diese Zeit zu stören? Lieferservice für Dachpfannen - wtf? Riesen Laster vor dem Haus, kein Platz zum Parken frei, da niemand uns bescheid gesagt hat. Geil! Ich also sämtliche Autoschlüssel im Haus eingesammelt weil alle noch am pennen oder noch nicht fertig waren und will die Autos umstellen. Leider blockierte dieser ca. 12 Meter lange Laster die Straße und vor und hinter ihm warteten genervte Autofahrer die vorbei wollten. Ich manövriere also die Autos zu 3/4 über Bordsteine incl. Gehwege und parke irgendwo in der Nachbarschafft vorrübergehend andere Autos zu. Die Dachdecker hätten ihn für sieben Uhr bestellt berichtet mir der ebenso wie ich genervte Lasterfahrer, natürlich sind keine Dachdecker da, die kommen ja erst immer so gegen acht Uhr. Wir entdecken unseren gemeinsamen Hass gegenüber den ganzen Vollidioten und rauchen eine zusammen. Ende vom Lied: Kein Frühstück, keine Tageszeitung gelesen, noch nichtmal meinen heiligen Sportteil, keinen Kaffee getrunken und den Zug verpasst. Perfekter Start.
Pokertechnisch lief es am Wochenende ganz ok. Wie eigentlich fast jedes Wochenende. Meine Verluste fahre ich größtenteils ja meißtens unter der Woche ein. Ich bin am überlegen ob ich nicht nur noch am Wochenende spielen soll. Mein Alltime Graph verrät mir nämlich das ich bisher Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Freitags im Minus stehe und meine ganzen Gewinne nur von Samstags, Sonntags und Montags herrühren. Das ist schon arg verdächtig. Ich habe keine Ahnung wie ich dem begegnen soll. Das macht mich zumindest etwas fertig.
Meine Omaha Expidition verläuft ganz zufriedenstellend. Bisher 507 Hände und 1 1/2 Stacks up. Ich spiele jetzt PLO sh und bekomme da genug Action damit mir bei weiterhin zwei Tischen nicht zu langweilig wird. NL Holdem bin ich über das Wochenende zwei Stacks up gekommen. Hätte wie immer mehr sein können wenn einige hässliche Spots nicht dabei gewesen wären. Ich bin diesen Monat leider immernoch irgendwas mit $300 im Minus und irgendwie sehe ich da auch keine großen Verbesserung. Der nächste Up kommt aber bestimmt.
Aus reiner Langeweile habe ich mich mal hingesetzt und einen Report über mein weiteres Leben am vergangenen Wochenende im Zeitraffer verfasst, 'tschuldigung für die Länge.
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Freitag Abend
17:30 Feierabend. Ich fahre vor mein Haus, beschlagnahme schief meinen mir angestammten Parkplatz, recke die Hände in die Luft und rufe "Wochenende!". Die Nachbarin die, so vermute ich langsam, 24/7 in ihrem Vorgarten werkelt kennt das Ritual schon und wünscht mir viel Spass beim Feiern. Danke Frau B.!
17:35 Instant Wochenendbierchen, gut gekühlt, so mag ich es.
17:40 Ich verrichte mein Geschäft auf der Toilette, gute Konsistenz, das verspricht ein hervorragendes Wochenende zu werden.
17:45 Zweites Bierchen.
18:00 Ich begebe mich an den PC, starte meinen Messanger und schaue wer von meinen Kollegen online ist um für heute Abend zu planen. Keiner ist online, ich habe keine Lust herum zu telefonieren und schicke meinem best homes Stefan (wir kennen uns seit 20 Jahren, Kindergarten also) einfach eine SMS das ich um 20:00 bei ihm auf der Matte stehen werde.
20:00 Die Türklingel wird bis zum Anschlag malträtiert damit Stefan auch ja mitbekommt das ich da bin. Ich erstürme die Treppe zur 2. Etage und man begrüßt sich freudig, seine Freundin Sabrina etwas weniger freudig. Stefan und mir ist bewußt das nun endlich wieder das Leben nach einer Woche schuften los geht. Wir nehmen uns ein Bier, hauen uns auf die Couch und besprechen was der Abend noch bringt.
20:15 Wir beschließen zu einem Konzert Contest dreier Bands in der City zu gehen. In einer von den Bands spielen ein paar Bekannte die wir unterstützen möchten. Sabrina kommt auch mit. Juhu.
20:30 Wir kommen am Zielpunkt an und sehen haufenweise 16-18 jähriger Metalheads und komische mit Netzstrümpfen bekleidete Mädchen. Haben wir uns in der Adresse getäuscht? Nein haben wir nicht, wir sehen schon unsere Bekannten welche die Meute gleichermaßen kritisch beäugen.
20:32 Wie begrüßen die Anwesenden Justus (der Ex meiner Sis), Monte, Julian, Schweizer samt unbekannter Freundin und weitere eher weniger bekannte Nichtfreaks und bahnen uns einen Weg durch rülpsende langhaarige Nerds zur Bar.
20:40 Endlich drin und ein Bier in der Hand. Ein Euro für ein Astra Pils, ganz ok, allerdings darf ich nicht zuviel trinken da das hamburgsche Astra Bier dafür bekannt ist bei übermäßigem Konsum einen netter Kater zu produzieren. Kopfschußbier halt.
20:50 Wir spielen eine Runde Kicker. Ich muss mit Justus zusammen gegen Stefan und Monte spielen und langsam verstehe ich warum meine Sis mit ihm Schluss gemacht hat. Mit so einem schlechten Kicker Spieler hätte ich auch nicht zusammen sein wollen. Wir verlieren natürlich, wenn auch nur knapp. Ich stand in der Defensive und habe 3/4 unserer Tore von hinten gemacht, eigentlich hätte ich besser alleine spielen sollen.
20:30 Das Konzert fängt an. Ich sehe einen Metalhead der sich ein Bier in die Hose schüttet. Völlig geschockt von dieser Untat starren Stefan und ich ihn an.
20:31 Vom Schock erholt hole ich mir lieber noch ein Bier.
21:00 Die Luft ist stickig, die Metalheads nerven, das Bier ist leer - ich beschließe mit Sabrina die Veranstaltung zu verlassen und in die nächste Kneipe zu anderen Leuten von uns zu gehen. Stefan bleibt noch da, warum auch immer. Ich muss ja nicht alles verstehen.
21:10 Wir kommen in der Bar an, die anderen empfangen uns anständig mit einem lauten Freudengeheul. Sind scheinbar schon gut drauf. Anwesend ist der innerste Zirkel unserer Clique. Bird, Sollorz, Lars und der etwas weniger bekannte Bauer samt unbekannter Freundin.
21:12 Meine Lieblingskellnerin nimmt die Bestellung auf, ein 0,5er Grolsch importiert aus Holland und einen Hochstuhltee (Jägermeister).
00:30 Fünf Bier später verlasse ich die gesellige Runde und flaniere zum Busbahnhof um den letzten fahrenden Bus nicht zu verpassen. Ich brauche noch Kräfte für morgen und man muss ja nicht wieder übertreiben und erst spät nach Hause kommen.
00:35 Ich treffe beim Einsteigen in den Bus noch drei Bekannte. Es wird eine lustige Busfahrt in der wir uns größtenteils über die kleinen Möchtegengangster hinter uns amüsieren. Sie wagen es jedoch nicht uns vier anzupöbeln. Wären wir weniger bin ich mir sicher hätten die Stress gesucht, aber solange man nicht eine Überzahl von mind. 3:1 hat ist das natürlich zu gefährlich. Pussys.
00:50 Ich falle in mein Bett und ratze sofort ein.
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Samstag
08:00 Es hämmert über meinem Kopf.
08:01 Ich bin zu dem Schluss gekommen das die Handwerker wieder da sein müssen und mich wie letzte Woche foltern möchten. Ich bin echt sauer und schreie "Gott verdammte Scheisse, ich will schlafen, verpisst euch!". Ich vermute das ganze geht im Hämmern unter und niemand registriert mein Bedürfnis zu schlafen. Zumindest reagiert niemand und es hämmert weiter.
08:02 Decke über den Kopf und irgendwie versuchen weiter zu schlafen.
08:30 Es funktioniert nicht, aber ich bin nicht willens aufzustehen.
11:00 Ich liege immer noch wach und starre die Decke an. 11:00 ist eine akzeptable Zeit um nun aufzustehen. Es ging mir einfach ums Prinzip.
11:05 - 13:00 Ich habe den Weg ins Bad gefunden, duschen, rasieren, danach frühstücken und den Sportteil der Tageszeitung lesen.
13:00 - 16:00 Pokern und sämtliche Comedy Serien auf Pro7 gucken.
17:00: Eine Tiefkühlpizza wird in den Ofen geschoben, ich ziehe mich währenddessen schonmal um, danach esse ich.
17:30 Stefan holt mich mit seiner Karre ab und wir fahren zu ihm Sportschau gucken.
17:40 Wir beschließen am Supermarkt zu halten und einen Kasten Bier zu kaufen. Damit kann man nie etwas falsch machen.
18:00 Wir kommen bei ihm an und Sabrina begrüßt mich mit den Worten "Du schon wieder." - "Hallo Sabrina, ich freue mich auch dich zu sehen." Wir schnappen uns jeder ein Bier, schalten den Fernseher an und gucken Fußball. Sabrina duscht und singt dabei, wir müssen den Fernseher lauter machen um diese grässlichen Nebengräusche zu übertönen.
20:00 Partytime. Wir sind heute auf zwei Partys eingeladen, beschließen aber nur auf eine zu gehen. Diese befindet sich eine Straße weiter. Wir könnten laufen, tun es aber nicht und nehmen Stefans Auto.
20:02 Es gibt keine Parkplätze mehr, nun ist guter Rat teuer. Wir drehen noch drei Runden um den Block, da wir nicht kampflos aufgeben wollen, finden aber trotzdem nichts. Stefan opfert sich heldenhaft, lässt mich vor dem Partyhaus raus und fährt die Straße zurück um doch zu laufen. Was ein blöder Plan.
20:05 Ich bin im Haus. Der Gastgeber begrüßt mich, gibt mir ein Bier und verscheucht mich auf den Balkon, als ich mir eine Zigarette anzünde. Na toll, das wird also eine Balkonparty. Ein lustiges Phänomen ist das. Darf man in einer Wohnung nicht rauchen und muss auf den Balkon, kann man sicher sein das alle kuhlen Leute den Großteil des Abends auf dem Balkon verbringen werden und dort die beste Laune herrscht. Man lernt sich schnell kennen, da enger begrenzter Raum nur zur Verfügung steht und man somit easy ins Gespräch kommt. Zudem besteht 3/4 unserer Mannschaft aus Rauchern. Auf dem Balkon stehen schon Jonas und Bauer, man begrüßt sich und tauscht das Neuste aus. Stefan kommt auch kurz darauf.
21:00 Ich begebe mich das erste Mal eigentlich nun wirklich von dem Balkon aus auf die Party und bemerke das ein ungewöhnlicher Frauenüberschuß herrscht. Na das ist doch mal vielversprechend. Bis ich aber meine Flirttemperatur erreicht habe brauche ich noch ein Bier. Auf dem Weg zum Kühlschrank grase ich noch das Buffet ab. Marinierte Hühnchenfleischspieße sind der absolute Hit.
21:15 Ich gehe wieder auf den Balkon rauchen. Rakesh ist da und hat natürlich auch sofort den Weg auf den Balkon gefunden. Unser kiffender Quoteninder erzählt das er aus seiner Wohnung bald raus muss. Wir bemitlieden ihn und fragen wie es so weit kommen konnte. Es entwickelt sich ein unwichtiges Gespräch.
21:45 Die ersten Frauen lassen sich auf dem Balkon sehen. Ich stelle mich vor. Leider alle vergeben. Ich frage ob die Single Mädels von drinnen auch rauchen, aber es sind alles Nichtraucher. Böses Vorzeichen.
22:45 Bird, Sollorz, Marleen und Sabrina treffen ein. Die vier waren erst auf der anderen Party die Stefan und ich geschwänzt haben. Zu Recht, denn sie war langweilig wie wir erfahren. Naja, wir waren ja auch nicht da, was erwartet man also? Alle sind natürlich nun auf dem Balkon und damit wir nicht immer zum Kühlschrank müssen haben wir bereits taktisch geschickt zwei volle Bierkästen dort positioniert. Perfekte Ausgangslage.
23:00 Unser Quoteninder baut seine erste Tüte. Ich überlege kurz mich dem Rauchen anzuschließen, verzichte aber. Sollte ich stoned werden habe ich keine Möglichkeit zu chillen und durch den kleinen engen Balkon bekommen eh alle genug Stoff ab.
23:30 Ich suche die Toilette. Auf dem Weg labert mich ein geschätzt 40 jähriger Kerl an und wir unterhalten uns, warum auch immer, über den Verlauf des deutschen Bruttosozialproduktes im Rückblick der letzten 10 Jahre. Ich frage mich was ein 40 jähriger auf einer Party voller Studenten macht, möchte ihn aber nicht beleidigen und behalte die Frage für mich. Statt dessen gehe ich nun auf Toilette.
00:15 Endlich konnte ich mich erleichtern. Ich vergreife mich danach nochmal an den Fleischspießen und checke dabei das von Frauen gefüllte Wohnzimmer ab. Irgendwie ist das ziemlich einschüchternd und ich habe partout keine Idee wie ich unauffällig mit einer der Ladys ein Gespräch anfangen soll wenn drum rum das ganze restliche Freundinnen Ensamble sitzt. Ich gehe also wieder auf den Balkon rauchen.
00:25 Verdammt voll geworden. Es drängeln sich ungefähr 12 Leute auf einem 2x4 Meter großen Balkon.
00:30 Ich erzähle irgendeinen random Fetten Witz. Als ich zu Ende erzählt habe klatscht mir eine mir bis dato unbekannte Tussi ihre Hand ins Gesicht. Ich gucke sie ziemlich erstaunt an und sie labert mich voll von wegen sie wäre nicht dick, sie war mal fett aber das ist sie schon lange her und sowas würde man nicht über sie erzählen. Ich schaue sie noch viel irritierter an, meine Kollegen lachen sich kaputt. Ich überlege ob ich das Mißverständnis aufklären soll weil ich gar nicht über sie geredet habe, spare mir aber die Mühe und lache mich innerlich kaputt während sie weiter rumzickt, dem ich aber kein Gehör mehr schenke.
01:30 Es wird immer lustiger, Lars ist mittlerweile auch von der Arbeit gekommen und baut mit dem Quoteninder die nächste Tüte. Ich mache wieder einen auf Pussy und verweigere jedwede Zusammenarbeit. Heute lieber nicht.
01:45 Die üblichen Partygespräche gehen weiter. Aus irgendeinem mir entfallenen Kontext heraus sage ich "Ist der Ruf erst runiert, lebt es sich ganz ungeniert." Eine uns schon bekannte Tussi die sich irgendwie wieder in meinen Rücken geschlichen hat, braust auf und blafft mich an was ich denn damit meine und wie ich sowas sagen könnte obwohl ich sie doch gar nicht kenne. Ich starre wieder einige Augenblicke irritiert zu ihr und frage mich was für psychische Probleme die Kleine bitte hat. Komplexe scheint das Mädel ja genug zu haben. Ihr Freund Julian steht daneben und es ist ihm anzusehen das ihm diese ganze Farce ziemlich peinlich ist. Armer Kerl, aber darauf kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Was zu viel ist, ist zu viel. Meine werten Kollegen fangen wieder zu geiern an und ich gebe dem Mädel zu verstehen das ich sie schon wieder nicht gemeint habe und wenn Prinzessin Köttel mit dem augenblicklichen Entertainment Programm nicht zufrieden ist, sie mir bitte nicht weiter auf den Sack gehen soll und dringend eine psychologische Beratung aufsuchen muss damit sie nicht unversehens einmal Amok läuft.
02:05 Die Psychotussi ist abgedampft und hat die Party verlassen. Doch wohl nicht wegen mir?
02:30 Ich beschließe mein letztes Bier zu trinken. Stefan und Sabrina sind auch schon weg. Stefan hat wohl über den Durst getrunken und sich noch nichtmal verabschiedet.
03:00 Ich verabschiede mich von allen, nehme mir noch ein Bier für den Weg zum Taxistand mit und mache mich auf um in die dunkle Nacht zu ziehen.
03:10 Am Taxistand stehen keine Taxen. Ich fluche vor mich hin.
03:20 Ein Taxi kommt kurz bevor mir der Kragen platzt und ich steige erleichtert ein und tue dem Fahrer mein Ziel kund.
03:35 Ich falle zu Hause in mein Bett.
The Escape from Impatience
vor 3 Wochen